Budōbasiertes Achtsamkeitstraining – bbAT

Die Weiterbildung ist von der Ärztekammer Niedersachsen mit 28 Fortbildungspunkten je Modul anerkannt.

Modul I – Grundstufe

1. Seminar:
Der Körper denkt mit – Einführung in das Konzept des Embodiments (24 UStd.)

Empfindungen und Stimmungen kommen über Körperhaltungen, Mimik und Gestik zum Ausdruck (top-down-approach), gleichwohl lassen sich Emotionen beziehungsweise Affekte durch therapeutische Intervention, wie beispielsweise der Arbeit an der äußeren (körperlichen) Haltung oder an spezifischen Bewegungsmustern, gezielt beeinflussen, verändern und nachhaltig neu verankern (bottom-up-approach). Über Körper-, Bewegungs-, Atem- und Achtsamkeitsübungen werden so die Wechselwirkungen zwischen Fühlen, Denken und Handeln (Embodiment) leiblich bewusst erfahrbar. Die Schulung einer in diesem Sinne ganzheitlichen Körperwahrnehmung ermöglicht das Erkennen eigener Denk- und Handlungsmuster als Voraussetzung für eine emotionale und kognitive Neubewertung und Implementierung neuer Verhaltensweisen. Die konkret erlebte Handlungs- und Veränderungskompetenz führt zur verbesserten Selbstwirksamkeit und wird damit gerade in der Behandlung von psychischen und psychosomatischen Erkrankungen (Depressionen, Angststörungen, Abhängigkeitserkrankungen etc.) zu einem wesentlichen Wirkfaktor. In diesem Seminar werden Achtsamkeitsübungen zur Schulung der Körperwahrnehmung sowie die „aufrechte Haltung“ im Stehen, Gehen und Sitzen sowie in verschiedenen Bewegungsformen praktiziert und geübt.

2. Seminar:
Das persönliche Projekt – vom Wollen zum Handeln (24 UStd.)

Auf der Grundlage eines „komplexen Verhaltensbegriffes“ können Verhaltensänderungen nur gelingen, wenn man neben dem Denken und Fühlen auch das Wollen wesentlich mit in den Blick nimmt. Volitionale Faktoren spielen bei der Definition von persönlichen Zielen und Projekten sowie bei der Umsetzung von Veränderungsprozessen – von der Entscheidungsfindung bis zum regelmäßigen Training (Neubahnung) – eine entscheidende Rolle. Der „eigene Weg“ wird in der Budōtherapie „in Bewegung“ entdeckt, erprobt und gefestigt. Hierzu dienen zum einen individuell entwickelte Übungen, zum andern das kontinuierliche Üben strukturierter Bewegungsformen, die dann beispielsweise als Skills zur Entwicklung und Aufrechterhaltung der Veränderungsmotivation, zur Stärkung des Durchhaltevermögens, und zur Festigung des neuen Verhaltensmusters fungieren, so dass die Stärkung volitionaler Kompetenzen gerade bei depressiven Erkrankungen zu einer allgemeinen körperlichen und psychischen Aktivierung und damit zu einer nachhaltigen Besserung der Symptomatik führen kann. Volitionale Kompetenzen lassen sich in der Budōtherapie durch strukturierte und ritualisierte Partner-Übungen – auch gegen Widerstände – entwickeln und festigen. Gerade hier bedarf es der besonderen Achtsamkeit, weil es immer darum geht, bei der Durchsetzung der eigenen Bedürfnisse nicht die Grenzen der anderen zu verletzen. Das beinhaltet auch die Fähigkeit, die Dinge so anzunehmen, wie sie sind, gerade dann, wenn die eigenen Ziele nicht erreichbar erscheinen. Dann gilt es, sich der eigenen dysfunktionalen Gedanken und Gefühle zwar durchaus bewusst zu sein, das eigene Verhalten aber nicht zwangsläufig an ihnen auszurichten. Dies erfordert die Entwicklung von Gleichmut und Gelassenheit, um sich selbst und anderen respektvoll und fürsorglich begegnen zu können. In diesem Seminar liegt der Fokus auf Achtsamkeitsübungen, die zum einen für die eigenen Bedürfnisse (Volitionen) sensibilisieren und die zum andern auf der Handlungsebene einen bewussten und kontrollierten Ausdruck ermöglichen.

3. Seminar:
Selbst wirksam sein – vom Affekt zur Emotionsregulation (24 UStd.)

„Komplexe Achtsamkeit“, ein in der meditativ-nootherapeutischen Praxis der Integrativen Therapie seit langem zentrales Konzept, geht über die sinnliche Wahrnehmung der eigenen Empfindungen, Stimmungen und Gefühle hinaus und ist stets gleichermaßen auf die potenzielle Verletzlichkeit des „Leibes“, auf die Sorge um den anderen, wie auf die Verwundbarkeit der (Lebens-)Welt gerichtet. In diesem Seminar werden unterschiedliche Achtsamkeitstechniken in Ruhe (Zazen, Bodyscan, Atemübungen), in Bewegung (Kata, Kinhin, Tai-Chi) und als Natur-Erfahrung vermittelt und geübt, um eine differenzierte Selbst- und Fremd-Wahrnehmung zu schulen, sowie die Selbst-Steuerungsfähigkeiten im Sinne einer verbesserten Emotions- und Impulsregulation zu erweitern, was auf der neurobiologischen Ebene zu einer Stärkung der Verbindung zwischen medialen präfrontalen Cortexbereichen und der Amygdala führt. Zudem wird die Fähigkeit, sich inneren und äußeren Realitäten zu stellen, auf diese Weise verbessert, die in Modul 2 im Zentrum stehende Entwicklung von Handlungsabsichten wird weiter unterstützt. Besonders bei der dissozialen und Borderline-Persönlichkeitsstörung ist die Selbst-Steuerungskompetenz, also eine gelingende Affekt-Kontrolle, von zentraler Bedeutung, um Selbst-Verletzungen, aber auch um die Beschädigung anderer zu vermeiden. Hierfür ist die Entwicklung von Gleichmut und Gelassenheit von besonderer Bedeutung, worauf die in diesem Seminar praktizierten Achtsamkeitsübungen fokussieren.

4. Seminar:
Immer miteinander, niemals gegeneinander – Konvivialität, ein Kernkonzept (24 UStd.)

Die in der komplexen Achtsamkeit inhärente Sorge um den anderen und um die Lebenswelt wird durch das Konzept der Konvivialität – als „Kunst des Zusammenlebens“ und zugleich als Grundhaltung eines werteorientierten Konflikt-Managements – weiter präzisiert. Auch oder gerade in der Psychotherapie bedeutet dies einen partnerschaftlichen, achtsamen, respektvollen und wertschätzenden Umgang miteinander. In der Budōtherapie verdichtet sich diese melioristische Grundhaltung in der Verneigung als spezifische Achtsamkeitsübung (Ich neige mich Dir zu), die mit der inneren Haltung der Zuneigung (Ich bin Dir zugeneigt) korrespondiert und auch mit dem Versprechen, den anderen zu schützen und zu beschützen (Ich achte darauf, dass Dir nichts geschieht). Damit erhält die Sorge um den anderen den gleichen Stellenwert wie die Sorge um sich selbst und mündet unweigerlich in die „Sorge um das Ganze“. Denn: Über die Integrität eines jeden wacht ein jeder. In diesem Sinne sensibilisiert Budōtherapie für einen feinfühligen, achtsamen und friedfertigen Umgang mit sich selbst und miteinander und schafft so die Basis für gelingende Auseinandersetzungen und den gegebenenfalls harten, aber fairen Kampf – immer miteinander, niemals gegeneinander. In diesem Seminar werden Achtsamkeitsübungen zum Erkennen und Wahren der eigenen und der Grenzen anderer praktiziert und geübt. Weiterhin werden therapeutische Strategien zum konstruktiven Umgang mit aggressionsfördernden Emotionen sowie mit aggressivem und gewalttätigem Verhalten vorgestellt und praktisch erprobt.

EAG-Zertifikat: „Achtsamkeitstrainer/in – bbAT im Integrativen Verfahren“

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